Mama, erlaube dir, zu atmen: Die Wichtigkeit von Self Care im Muttersein
Alles beginnt in der Regel mit Self Care, was auf Deutsch so viel bedeutet wie sich um sich selbst kümmern. Dies ist auch ein wichtiger Aspekt, den ich meinen Kindern vermitteln möchte. Die Frage, wo Self Care beginnt und endet, ist komplex. Meiner Ansicht nach beginnt Self Care mit Selbstliebe und Selbstfürsorge. Es bedeutet, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, damit die eigenen Ressourcen immer aufgeladen sind. Self Care hat nichts mit Egoismus zu tun.
Nachfolgend füge ich euch gängige Definitionen von Egoismus und Self Care ein. Die Bedeutung warum ich das hier tue wird euch im späteren Text dann klarer.
**Egoismus:**
Egoismus bezieht sich auf eine Haltung oder Handlungen, bei denen eine Person ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse über die anderer stellt, oft ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf andere.
**Self Care:**
Self Care bezeichnet die bewusste Praxis, sich um das eigene körperliche, emotionale und mentale Wohlbefinden zu kümmern. Sie umfasst Aktivitäten und Gewohnheiten, die dazu beitragen, Stress abzubauen, die Gesundheit zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Self Care kann Aktivitäten wie Entspannung, gesunde Ernährung, Bewegung, Selbstreflexion und die Pflege sozialer Beziehungen einschließen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Self Care nicht dasselbe ist wie Egoismus, da es darauf abzielt, die eigene Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern, ohne die Bedürfnisse anderer zu vernachlässigen.
Also anhand der Definition kann man schon deutlich den Unterschied erkennen. Warum ist das nun so wichtig? Ganz einfach, in der Beziehung zur Mutterrolle, die heutzutage gar nicht mehr richtig gewürdigt wird.Ich denke dahinter steht eine komplexe gesellschaftliche Fehlentwicklung. Die Analyse dieser komplexen Entwicklung geschichtlich und gesellschaftspsychologisch aufzuarbeiten, würde ganze Bücher füllen und gehört in andere Hände. Aber ich möchte gern meine Sicht darauf hier wiedergeben.
Die stetigen Begleiter von vielen Müttern und so auch mir, sind ein schlechtes Gewissen und Zweifel, die vor allem abends, wenn alles schläft und wir noch wach liegen, auf uns einstürzen. Nur mal ein paar dieser Gedanken, ich bin sicher, dass es einige Mütter da draußen gibt, die diese teilen:
Habe ich heute genug mit den Kindern gespielt/Zeit verbracht/ihnen zugehört? Haben sie wirklich genug gegessen? War es zu viel leere Füllstoffe (Snacks, Fast Food, einfach nur belegte Brote)? War genug Gemüse und Obst dazwischen? Habe ich heute zu viel geschrien? Habe ich sie gut durch die Gefühlsstürme begleitet? Wie viele "Nein's" zu wie vielen "Ja's" waren es heute? Waren alle "Nein's" notwendig? Habe ich genug im Haushalt geschafft? Was muss mein Mann noch erledigen? Schafft er das eigentlich noch neben Vollzeit ohne auszubrennen? Verbringt er genug Zeit mit den Kindern? Lernen unsere Kinder genug? Waren sie heute lange genug draußen? Haben sie heute zu viel geschaut? Warum lief heute überhaupt der Fernseher, war das wirklich notwendig oder war das nur für mich, damit ich mal Ruhe habe? Usw...
Liebe Mommys, wenn euch mehr einfällt, schreibt es mir gerne in die Kommentare. Ich würde mich freuen. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Wenn man diese mentale Zusatzbelastung zu den normalen gesellschaftlichen, physischen und alltäglichen Belastungen dazunimmt, ist nicht nur das Stillen oder unruhig schlafende Babys der einzige Grund, warum unsere Augenringe in der Früh so dunkel sind, dass sie dem unendlichen Nichts gleichen. Was meine ich nun mit den gesellschaftlichen Belastungen? Damit meine ich das medial und auch aus dem direkten Bekannten- und Familienkreis kreierte Bild der Mutter.
Mutter - Eine Frau, die sich liebevoll und aufopferungsvoll um ihre Kinder kümmert, gleichzeitig eine leidenschaftliche Liebhaberin für ihren Mann, Köchin, Meisterin der Haushaltsorganisation, Gebäudemanagerin, Hygienebeauftragte, pädagogisch wertvolles Vorbild, Ärztin für Kind, Mann, Haus- und Kuscheltiere, Schneiderin, Gärtnerin, Ernährungsberaterin, Businessfrau (ein Einkommen reicht heute schon lange nicht mehr) und vieles mehr.
Für die einen ist die Liste länger, für die anderen kürzer. Aber liebe Mommys, all das wird irgendwie so nebenbei erwartet von vielen verschiedenen Menschen, denen wir begegnen. Wer kann dem denn bitte gerecht werden? Einfache Antwort: Niemand.
Das alles sind Scheingebilde, Rollen und falsche Erwartungen, die über Jahre hinweg auf uns eingeprasselt sind, schon lange bevor wir überhaupt an Kinder gedacht haben. Und da sind wir nun, wir versuchen irgendwie allen Erwartungen gerecht zu werden, bis wir wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch stehen oder gar gleich explodieren, und dann kommt das schlechte Gewissen und lasst uns nicht die Selbstzweifel vergessen.
Warum sieht es bei anderen so aufgeräumt aus? Warum, so sauber? Warum sind andere immer so ruhig und gelassen? Warum ist die Beziehung bei anderen so harmonisch? Und so weiter und so fort. Meine Antwort zu allem, dem ist nicht so!
Die Herausforderungen sind je nach Lebenssituation völlig unterschiedlich, und wir sehen oft nur in das Leben anderer durch einen kleinen Fensterausschnitt, der zufälligerweise genau das perfekte Leben zeigt, was wir uns wünschen, und dann gehen wir direkt in die Selbstgeißelung und den Teufelskreislauf.
Wie steigt man nun aus diesem Karussell aus?
Indem man mit einer kleinen Sache beginnt. Ich weiß, wir Mommys haben chronischen Zeitmangel, und wenn Zeit wäre, verbringen wir die oft mit hirnrissigen Sachen wie Binge-Watching und endlosem Scrollen, bis unsere Hände einschlafen – was einfach daran liegt, dass nicht mehr genug Energie für irgendwas sinnvollled vorhanden ist.
Da es mich persönlich in letzter Zeit genervt hat, schon morgens wie eine durchgenudelte Puffmutter mit einem Alkohol- und Zigarettenproblem auszusehen, obwohl ich keines der implizierten Dinge "genießen" konnte, habe ich damit begonnen, mir eine vernünftige Pflegeserie zu gönnen und 5-10 Minuten am Morgen und Abend für mich einzuplanen.
Abgesehen davon, dass meine Haut sich innerhalb einer Woche positiv verändert hat und meine Augenringe morgens quasi nicht mehr existent sind, hat es vor allem einen mentalen und entspannenden Effekt, da ich das Einarbeiten der Cremes mit Guasha verbinde.
Früher habe ich meditiert, und das fehlt mir jetzt. Aber seien wir mal realistisch, 20 Minuten oder gar eine Stunde ohne Unterbrechung und Geräuschkulisse in einem Bahnhof sind mit zwei kleinen Kindern einfach nicht realistisch, vor allem nicht regelmäßig. Wenn ich es abends im Bett mache, schlafe ich sofort ein, um dann kurz darauf wieder aufzuwachen. Ich versuche es, wenn sich die Gelegenheit bietet, aber meistens erledige ich, wie so ziemlich jeder, schnell irgendwelche Hausarbeiten, wenn ich mal ungestört bin, denn es ist unglaublich, wie viel man schaffen kann, wenn man nicht eine Million Mal unterbrochen wird.
Mir fällt es schwer, diese Frustration und Unterbrechungen mental auszuhalten. Bei Lautstärke und Geschrei halte ich lange aus, bevor ich den Punkt erreiche, wo ich einfach nicht mehr kann. So hat jeder seine eigenen Triggerpunkte, und dann immer ruhig zu bleiben und die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu behalten, puh, ja, das ist dann nochmal ein eigenes Thema.
Gentle Parenting, gewaltfreie Kommunikation oder bedürfnisorientierte Erziehung hat definitiv mehr damit zu tun, sich selbst zu erziehen, als die Kinder. Kein Wunder, dass man einfach manchmal nicht mehr kann und dann endet wie ein Manisch- depressiver.
Manche Tage sind wunderbar leicht, man schwelgt im siebten Himmel, weil alles klappt und läuft. An anderen Tagen sitzt man in der Ecke, versucht sich vor den Kindern zu verstecken, um mal in Ruhe den Druck abzulassen, sei es mit Weinen oder Schreien in ein Kissen. Hier könnt ihr gern eure Methoden des kessldrucks entleeren einfügen.
Ja, und da kommen wir wieder zum Punkt Self Care. Wenn unsere Batterien einfach leer sind und immer nur zu einem Viertel oder der Hälfte im Schnelllademodus geladen werden, ist unser Akku bald völlig leer und kaputt, und dann kann nichts mehr funktionieren.
Ich denke, eine der wichtigsten Verantwortungen, die wir als Eltern haben (Papis haben ihre eigenen Versionen und Herausforderungen und Umgang damit), ist zu allererst für uns selbst zu sorgen und es auch den Kindern vorzuleben und beizubringen, wie man das machen kann, um eine langfristige mentale Gesundheit, Stressresilienz, emotionales Gleichgewicht und Stabilität zu gewährleisten. Das ist die Grundlage dafür, gesund zu sein und Wert darauf zu legen, was wir essen und den Nährgehalt unseres Essens zu kennen, ausreichend zu trinken, ausreichend zu schlafen, zu kommunizieren, Hilfsbereitschaft in der Partnerschaft, sich Selbst und den Partner wirklich zu sehen, d.h. die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren.
Meine Kinder können das definitiv besser als wir. Das alles gehört zu Self Care und ist eine Reise, die tatsächlich mit einem kleinen Schritt, einer winzigen Entscheidung, schon beginnen kann.
Manchmal kann so ein Schritt sein nicht zu schreien wenn man die Wut spürt und sich festgesetzt hat weil unser Kind gerade genau das mach was ich schon 10mal verboten hab und dann laut zu atmen, zu zählen und plötzlich lichtet sich der rote Nebel im Kopf und man kann wieder denken und dann findet man plötzlich heraus das der kleine einfach nur Hunger hatte und es aus irgendeinem Grund nicht äußern konnte.
Das Thema ist so vielfältig und komplex und wichtig, weil wir vieles von den natürlich gegebenen Dingen die unseren Kindern zu eigen sind uns aberzogen wurden.
Die wenigsten Erwachsenen können ihre eigenen Herausforderungen, Bedürfnisse und Emotionen eindeutig erkennen und benennen, unsere Kinder können das instinktiv und diese gehen auch für sie noch vor. Also sollten wir genau hinschauen, damit wir ihnen diese Fähigkeiten durch die 'klassische Erziehung' nicht nehmen. Denn es ist kein Egoismus seine Bedürfnisse zu kennen und zu erfüllen.
In diesem Sinne, liebe Mamas, findet Zeit für Self Care, ob das ein paar Pflegeprodukte, ein Bad, ein Kaffee am Morgen, ein Spaziergang oder Ähnliches ist. Ihr seit NICHT egoistisch sondern ihr tut das aus Liebe zu euch und eurer Familie und Kindern.
Findet jeden Tag einen Moment, so kurz er auch sein mag, für euch, denn daraus könnte sich noch Großes entwickeln.
Auch eine beständige Eiche wächst aus einem kleinen 'Samen'.
Alles Liebe bis zum nächsten Mal.
Eure Cy
P.S. Es gibt wirklich tolle Bücher für Thema Erziehung, Gewaltfreie Kommunikation, mental load, schaut euch mal unter diesen begriffen um. .
Oft sind auch Mechanismen wie man mit den eigenen Gefühlen in den jeweiligen Situationen umgehen kann dabei.
Für ein wenig Luxus in Hautpflege gibt es Firmen die rein biologische und frische Produkte anbieten und auch tolle Nahrungsergänzungsmittel die man zur Unterstützung nehmen kann wenn man noch nicht so weit ist seinen Lebensstil zu ändern.
Sich Hilfe zu holen oder Hilfsmittel einzusetzen um sich als eigenständig Person zu fühlen ist GUT, darf sein, soll sein. Vertraut auf euch ihr hab eine unglaubliche Stärke, die manchmal nur ne Akkuladung braucht.
Wenn ihr konkrete Vorschläge haben möchtet zu Büchern Firmen, oder Produkten schreibt es in die Kommentare. Ich antworte euch gern.
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